Nachruf auf Studiendirektor a. D. Josef Kutscher, 15.07.1951 – 09.01.2025, von Günter Jehl

Vor wenigen Tagen erreichte uns die Nachricht, dass StD a. D. Josef Kutscher am 9. Januar 2025 im Alter von 73 Jahren verstorben ist. Nach drei Jahren am Nabburger Gymnasium war er von 1983 bis zu seinem Pensionseintritt im Jahr 2013 am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in seiner Geburtsstadt Schwandorf Lehrer für Mathematik und Geographie. „Unser Sepp“ hatte durch seine selbstlose und fürsorgliche Art den Ruf eines kollegialen und überaus schülerfreundlichen Lehrers. Der Schüler stand bei ihm als Mensch im Mittelpunkt. Josef war geduldig, hatte immer ein offenes Ohr für die Wünsche und Nöte der anderen und war in vielen Bereichen engagiert.

So war er u. a. ein begeisterter Schachspieler und über viele Jahrzehnte bei seinem Heimatverein 1. FC Schwarzenfeld aktiv. Aus dieser Zeit habe ich tatsächlich noch ein Partieformular, das wohl unser einziges Aufeinandertreffen an Brett 1 in der Kreisliga am 04.06.1989 dokumentiert. In seiner aktiven Lehrerzeit hat er sofort nach seinem Dienstantritt am CFG-Gymnasium eine Schulschachgruppe gegründet. Im Jahresbericht 1983/84 ist nachzulesen, dass sich am 17.05.1984 bereits 63 Schüler (!) an einem schulinternen Schachturnier beteiligt haben. Wir – eine damals kleine Gruppe von Gymnasiasten, die zugleich schon im Schachklub Schwandorf aktiv war – wurden zusätzlich von seiner Schachfreude angesteckt und motiviert. Aufgrund seines Tatendrangs wurde Josef Kutscher im Jahr 1986 vom SVO die Zuständigkeit für Schulschach im Bezirk Oberpfalz übertragen. Zu dieser Zeit wurden die bekannten Oberpfalzmeisterschaften im Schulschach noch an (schulfreien) Samstagen an Schulen ausgetragen. Die Wertungsklassen spielten nämlich nicht in einem großen Turniersaal, sondern in den Klassenzimmern. Computer gab es – wenn überhaupt – nur in wenigen EDV-Räumen von einzelnen Schulen, jedoch i. d. R. ohne Festplatten. Turniersoftware war ein unbekanntes Wort. Die komplette Turnierorganisation erfolgte wie heute in den bekannten Altersklassen, jedoch ausschließlich manuell, d. h. ohne Computer! Und so erinnere ich mich noch an eine Schulschachoberpfalzmeisterschaft Anfang der 1990er Jahre am Regensburger von-Müller-Gymnasium, natürlich an einem Samstag, bei der ich nachmittags als interessierter Gast vorbeischaute. Ich traf Sepp als Organisator in einem kleinen Klassenzimmer, an einem großen Tisch sitzend. Als ich die Türe öffnete, freute er sich mich zu sehen und begrüßte mich kurz und herzlich mit dem sofortigen Zusatz: „Jetzt bitte nicht stören!“ Er war gerade dabei, die nächste Runde vorzubereiten. Dazu musste er alle kleinen Mannschaftszettel mit den akribisch genau notierten Mannschafts- und Einzelpunkten sowie schon absolvierten Begegnungen jeder Mannschaft richtig zu den neuen Paarungen zuordnen. Im Prinzip hat er eine Schweizer-System-Auslosung ohne Computer vollzogen. Diese Anekdote blieb mir in Erinnerung, zeigt sie doch eindrucksvoll, mit welchem Energieeinsatz und vor allem mit welchem Wissen Josef Kutscher diese großen Schulschachturniere mit mehreren Hundert Schülern ausschließlich mit Gehirnschmalz hervorragend durchgeführt hat.

Mitte der 1990er Jahre zwang ihn eine heimtückische Krankheit, beruflich und im Schach zu pausieren. Das Amt des Schulschachreferenten der Oberpfalz übernahm ich 1996 von ihm. Zwar führte ich dann die EDV in die Turnierabwicklung sowie nach Genehmigung durch den Ministerialbeauftragten die Turnierdurchführung an einem Schultag unter der Woche (Freitag) ein, aber die ganze Organisationsstruktur der Schulschachoberpfalzmeisterschaft konnte ich dankenswerter Weise von Josef Kutscher übernehmen.

Josef hat energisch gegen seine Krankheit gekämpft und ist 1997 wieder in den Schuldienst am CFG-Gymnasium zurückgekehrt, wo er noch 16 Jahre segensreich gewirkt hat. Dem Schachspiel ist er weiterhin treu geblieben und ich durfte noch einige schöne Begegnungen mit ihm – auch beim Schachspiel – erleben. Leider hat die Behandlung der Krankheit in den letzten Jahren spürbare Beeinträchtigungen offenbart, so dass er in den letzten Jahren zurückgezogen von der Öffentlichkeit lebte.

Die Traueranzeige der Familie Kutscher ist mit den schönen und treffenden Zeilen überschrieben:
„Hast Dich verabschiedet vor langer Zeit – in Deine eigene Welt. Hast Dich verabschiedet gerade erst jetzt – aus unserer Welt. Hast Dich nie verabschiedet aus unseren Herzen und hast dort immer einen Platz.“

 

Lieber Josef, ich bin überzeugt, dass viele Deiner ehemaligen Schüler und Schachfreunde Dich in ihrem Herzen behalten werden. Danke für Deinen aufopferungsvollen Dienst in der Schule mit uns Schülern. Danke für Deinen vorbildlichen Einsatz und Dein Begeisterungsvermögen beim Schach, das auch mich sehr stark geprägt hat. Danke für die vielen schönen Begegnungen. Danke für die immer tiefen Gespräche mit Dir und Dein Lebenszeugnis.

Vergelt’s Gott für alles! Ruhe in Frieden.

Günter Jehl
Ehrenvorsitzender des Schachklubs Schwandorf e.V.
1. Vorsitzender des Schachklubs Schwandorf von 1992 bis 2021
Schulschachreferent des SVO von 1996 bis 2011

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